Google Touringbird ist deutschsprachigen Lesern jenseits dieses Blogs weitgehend unbekannt. Das sollte sich nun ändern. Vor zwei Tagen hat der als Testballon getarnte Aggregator von Touren & Aktivitäten seine globale Präsenz verzehnfacht und ist nun auch in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Köln präsent. Viel wichtiger: Touringbird bündelt auch Erlebnisse in Warmwasserzielen und naturnahen Regionen. Vergessen Sie die Tarnung als Testballon. Gleiches gilt für die Experiences von Booking.com. Es ist Zeit, sich in diese Angebote einzubringen.
Komprimiert
Mit Akribie aggregieren die Platzhirsche Google und auch Booking.com zurzeit Tourenbeschreibungen, Insider Tipps und Events. Noch ist Google Touringbird im Betatest und Booking.com Experiences ein verstecktes Feature hinter der Hotelbuchung. Ersteres ist eine Tarnung, letzteres ganz offiziell kurz vor dem Roll-Out als eigenständige Produktgruppe. Zurzeit bestimmen globale Plattformen und private Blogger den Content. Jeder mag für sich entscheiden, ob das der richtige Ansatz ist.
Man muss nicht jeden Testballon kommentieren, den die großen Web-Player fliegen lassen. Diesen hier aber ganz sicher. Im September 2018 haben wir Touringbird, das Aktivitätenportal von Google´s Innovationsschmiede Area 120, ausführlich vorgestellt. Jetzt hat der Vogel seine Größe verzehnfacht. 200 statt zuvor 20 Städte werden gelistet, neben Berlin sind in Deutschland auch Düsseldorf, Frankfurt, Köln un Hamburg dabei. Schade eigentlich: denn in anderen Regionen ist das Angebot spektakulärer gewachsen.
Dass Google Touringbird aus dem Stand heraus große Metropolen um eine neue Darstellung ihrer Vor-Ort-Erlebnisse bereichern kann, haben wir bereits festgestellt. Nach dem jetztigen Update kommen zwei wichtige Erkenntnisse hinzu:
Erstens:
Google Touringbird durchdringt nun auch lupenreine Urlaubsregionen
Die Palette der neuen Angebote zielt auch auf ganz klassische Urlaubsregionen. Individualreiseziele wie Korsika sind ebenso dabei wie die (aus deutscher Perspektive) beliebten Pauschalreiseziele Kreta oder die Dominikanische Republik.
Dieser Unterschied dürfte dem nach wie vor nur neunköpfigen Entwicklerteam von Touring Bird weitgehend egal sein, dem hier geneigten Leser vermutlich nicht. Doch ganz egal, ob der Urlauber seine Vor-Ort-Erlebnisse bislang eher individuell oder eben beim Reiseveranstalter gebucht hat, auf Touringbird findet er diese ebenfalls.
Global führenden Online-Portale wie Getyourguide, Viator oder auch die TUI-Tochter Musement sorgen auf Touring Bird für den buchbaren Content. Mit seinen Local Tips und der stets vorhandenen Rubrik „Off the beaten path“ bietet Touring Bird jedoch auch (teils kostenfreie) Angebote, die es in der kommerziellen Vermarktung so nicht gab.
Zweitens:
Google Touringbird wächst viel schneller und tiefer als erwartet
Laut Google listet Touringbird aktuell 75.000 buchbare Touren und Aktivitäten. Kostenfreie Insidertipps sind hier nicht mitgezählt und vervielfachen den Content.
Für die Local Tips leistet sich Google ein globales Blogger-Netzwerk. Die einst von mir empfohlenen Bewerbung zum Touring Bird Influencer ist aktuell nicht mehr auf der Web-Site, möglicherweise weil das aktuelle Blogger-Team bereits ordentliche Arbeit macht. Es verlinkt seine Empfehlungen mit Preisen, Öffnungszeiten und Web-Links, macht gewissermaßen das, was gerade im deutschen Raum in die Kernkompetenz der Destination Marketing Organisationen fällt. Aber:
Wieso aggregiert Touring Bird nicht einfach Daten statt selbst Content zu produzieren?
Genau das macht Google ja jenseits seines Versuchslabors Area 120 ja ebenso: Neben Touring Bird wächst auch der Content der bekannten Applikationen von Google Maps, Trips und Travel beständig. Doch uniquer content ist bei Google seit jeher der zentrale Erfolgsfaktor. Dass sich die Suchmaschine selbst daran macht, diesen für einen touristischen Test aus seiner Area 120 zu erstellen, ist bemerkenswert. Und sie macht es phasenweise gut, wie ein beliebiger Blick auf Hamburg zeigt:
Sinn macht das nur, wenn Touring Bird kein Area-120-Test bleibt. Danach sieht es aus. Die web-basierte App ist wie dafür gemacht, um mit Googles Travel-Features vereint zu werden, zumal mit „Reserve with Google“ seit Januar eine kommerzielle Anbindung verfügbar ist, um Tickets und Aktivitäten auch buchbar zu machen. Und zwar nicht nur auf Touringbird, sondern dort wo sich das Massengeschäft abspielt. in der universellen Google-Suche und im Mapping-Dienst. Nach der jüngsten Expansion von Touringbird ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch dieser Content im Mainstream von Google wiederfindet.
Booking.com, Google, Airbnb…? Das Rennen um die Pole-Position ist eröffnet
Vielmehr dürften im Rennen um die Pole-Position im Wachstumsmarkt Tours & Activities noch in diesem Jahr die Weichen gestellt werden. Ganz vorn dabei sind Booking.com und Tripadvisor, die sich im vergangenen Jahr mit Zukäufen im Segment Tours & Aktivities verstärkt haben. Auch Expedia mit seinem Local-Expert-Programm und Airbnb mit seinem weitgehend uniquen Experiences spielen hier mit.
Booking.com ist hier viel weiter als es ein Blick auf die Web-Site vermuten lässt. Schon im März diesen Jahres teilte der OTA-Platzhirsch auf der weltweit beachteten Arival-Konferenz in Berlin mit, dass seine Experiences in Zukunft als eigenständige Produktgruppe und damit einzeln buchbar sein sollen. Bislang bietet Booking.com seine Experiences nur als Ergänzung zur Übernachtung an.
Losgehen solle es zeitnah noch in diesem Jahr, beginnend mit Amsterdam, der Homebase von Booking.com. Bis zu 20 Städte pro Woche könnten anschließend folgen, hieß es auf der Arival-Konferenz. Sollte der Touring Bird nicht eifrig weiterfliegen, könnte Booking.com ihn binnen weniger Monate überholen. Davon ist jedoch nicht auszugehen, wie die aktuelle Fußleiste von Touringbird.io erkennen lässt.