Die Suche nach Flügen und Hotels und Aktivitäten gehört schon längst zum Standard-Repertoire von Google, Pauschalreisen könnten bald folgen. Mit Touringbird eröffnet der Web-Primus eine neue digitale Spielwiese – im globalen Wachstumsmarkt Nummer eins Tours & Activities. Das Konzept ist zu aufwändig, um dauerhaft im Beta-Status zu verharren. Ein Blick auf den Berliner Testmarkt verrät mehr.
Komprimiert
Mit Touringbird macht Google auch Vor-Ort-Erlebnisse buchbar. Langfristig kann hier eine wichtige Plattform für die Destinations-Vermarktung entstehen – wenn Touringbird in die bekannten Google-Services eingebunden ist. Doch schon jetzt ist Touringbird sein vollwertiges Portal für Erlebnisse aller Art, dass sich sichtlich von den Experience-Programmen von Airbnb und Booking.com hat inspirieren lassen. Das Ziel ist Einzigartigkeit.
Google hat gestern mit Touringbird ein neues Marktsegment besetzt. Ein knappes halbes Jahr nach Ankündigung bietet die Suchmaschine auch für Tours & Activities ein eigenes Metasearch-Programm an. Das Angebot kommt aus dem konzerneigenen Versuchslabor Area120. Hier entwickelt Google innovative Lösungen, schnell und losgelöst von Restriktionen der globalen Konzernstrategie. Das Ergebnis ist bemerkenswert.
Touringbird kommt vorerst als einfache Web-Site daher und ist nicht in andere Google-Services integriert. Weder in der Universal-Search, noch in Maps oder in den Travel-Apps von Google findet man bislang die Tourenvorschläge. Wir erinnern uns: auch der Google Hotelfinder fing einst so an. Es muss also nicht dauerhaft so bleiben.
Jenseits der globalen Berichterstattung, etwa bei meinen Kollegen von Phocuswire, sind ein paar Dinge bemerkenswert:
- Google setzt schon jetzt auf globale Reichweite. Zwar sind die Preise vorerst nur in US-Dollar gelistet, dafür spannt Google schon jetzt ein weltweites Netz an Angeboten. 20 Städte sind zur Premiere dabei, darunter immerhin acht europäischen Metropolen. Nicht schlecht für ein angebliches Gimmick, das aus einem angeblich neunköpfigen Versuchslabor aus Kalifornien kommt. Die Herausforderung, den stark fragmentierten Content-Markt von Beginn an gleich im globalen Maßstab zu bündeln, nimmt Touringbird bemerkenswert ernst.
- Das Bündeln der Angebote klappt auf Anhieb. Die Produktvielfalt, mit der Touringbird etwa im bislang einzigen deutschen Testmarkt Berlin auftritt, ist bemerkenswert. Für diese Vielfalt sorgen bekannte Partner wie Expedia, Getyourguide und Isango sowie in bemerkenswerter Häufigkeit das italienische Start-Up Musement.com. All das sorgt für Relevanz und Breite im Angebot. Doch die Uniqueness kommt aus anderen Quellen.
- Uniqueness und private Angebote stehen im Vordergrund. Damit aber nicht genug. Touringbird listet prominent kostenfreie Ausflüge sowie private Angebote von lokalen Guides. Hier können so genannte Travel Influencer eigene Empfehlungen schreiben. Touringbird wirbt intensiv um Mitarbeit. Das Programm läuft offenbar losgelöst vom bekannten Local-Expert-Programm, mit dem Mutterhaus Google seinen Destinations-Content anreichert.
Fazit: Noch ist Google´s Touringbird tatsächlich ein Experiment aus dem Versuchslabor. Es zielt aber schon jetzt darauf ab, tatsächlich das komplette Portfolio von Vor-Ort-Erlebnissen im Angebot zu haben: von den einfachen „Insider-Tipps“ (der bald kein Insider-Tipp mehr ist), über das private und kostenfreie Event bis hin zur kommerziellen Veranstaltung. All das sind genau jene Datenquellen, in denen andere Anbieter (noch) in Führung liegen. Touringbird geht mit seinem Portfolio auch einen Schritt weiter als Airbnb Experiences und viele andere kommerzielle Reise-Portale.
Sollte Touringbird eines Tages mit bekannten Google-Features verschmelzen und so quasi beliebig Reichweite steigern können, so kann es eine zentrale Rolle im Destinations-Marketing erlangen. Allerdings vermutlich nicht unter dem Label Touringbird sondern schlicht als „Google“.