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500 Mill. Dollar: Viel für Booking Holdings, wenig für Didi Chuxing

Mit einer verhältnismäßig kleinen Finanzierungsrunde dürfte es ein chinesisches Start-Up endgültig  in den Fokus der europäischen Tourismusbranche schaffen. Denn der Investor, der hier 500 Mill. US-Dollar investiert, ist Booking Holdings. Es ist nicht das erste clevere Fernost-Invest des globalen OTA-Giganten. Noch interessanter ist aber das Erstgenannte: Für Didi Chuxing ist es halt eine verhältnismäßig kleine Kapitalspritze. Was wir daraus lernen können.

Komprimiert

Didi Chuxing als Start-Up zu bezeichnen ist für europäische Verhältnisse abartig. Denn mit einer Kapitaldecke von mehr als 20 Mrd. US-Dollar spielt die chinesische Mobilitätsplattform längst in der Liga europäischer Großkonzerne. Den digitalen Reisemarkt in China zu verstehen und gezielt zu investieren kann ein enormer strategischer Vorteil sein. Bislang tut sich primär Booking Holdings damit hervor.

Es ist die News des Tages im globalen Reisevertrieb: Didi Chuxing und Booking Holdings vereinbaren eine strategische Partnerschaft. Außerdem investiert Booking, der Mutterkonzern des OTA-Giganten Booking.com, 500 Mill. US-Dollar in den chinesischen Konzern. Dafür wird jedoch nur ein verhältnismäßig kleines Aktienpaket paket.

Bislang scheinen sich in Europa eher die Kapitalmärkte denn der Reisevertrieb mit Didi Chuxing zu beschäftigen. Auch das ist bemerkenswert. Denn das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren so viel Kapital eingesammelt wie kaum ein anderes touristisches Unternehmen, die medial omni-präsenten Innovationstreiber von Airbnb und Uber inklusive.

Mehr als 20 Mrd. US-Dollar Kapital hat das 2012 als Marktplatz für Mietfahrräder gegründete Unternehmen bislang eingesammelt. Frühere Finanzierungsrunden hatten einen Wert von bis zu 5,5 Mrd. US-Dollar. Und auf der Investorenliste stecken bereits Namen wie der IT-Gigant Apple (ca eine Mrd. USD),  Konkurrenten Uber, der sich via Didi den Zugang auf den für ihn weitgehend blockierten chinesischen Markt sichert, und internationale Investoren aus Japan (Softbank, fünf Mrd USD) und aus Abu Dhabi.

Das erklärt das Selbstbewusstsein, mit dem sich Didi Chuxing in seiner Eigendarstellung präsentiert. Man sei die „weltweit führende Mobilitätsplattform“, heißt es da. Mir sind keine Stimmen bekannt, die hier öffentlich widersprechen. Nicht schlecht für ein sechs Jahre junges Unternehmen, das außer in seinem chinesischem Heimatmarkt bislang „nur“ in Australien, Brasilien und Mexiko präsent ist.

Das sind so ziemlich exakt jene Märkte, auf die die europäische Mobilitäts- und Tourismusindustrie gemeinhin nicht so intensiv schaut. Ich halte das für einen Fehler. Die Liste der chinesischen Reise-Plattformen, die sich künftig nachhaltig und mutmaßlich erfolgreich global engagieren können ist lang. Das Online-Reiseportal Ctrip (ebenfalls mit strategischer Partnerschaft zu Booking Holdings ausgestattet), der IT-Konzern Tencent mit seinem Whatsapp-Herausforderer Wechat und der Handelsriese Alibaba mit seinem Reise-Portal Fliggy.com sind die nur bekanntesten Namen.

Fliggy.com hat jüngst übrigens eine strategische Partnerschaft mit der Homesharing-Plattform Xiaozhu vereinbart, die darüber sogar eine Pressemeldung in deutscher Sprache veröffentlichte. Mediale Resonanz hat sie leider kaum hervorgerufen. Kurz zuvor meldete der Airbnb-Konkurrent bereits eine Kooperation mit einem anderen spannenden Partner aus der Hotellerie: Agoda, der asiatischen Schwester von Booking.com. Fliggy + Agoda /Booking + Xiaozhu, das könnte eine interessante Allianz werden, oder? Und zusammen mit Didi Chuxing noch viel mehr.

Halten wir also fest: Booking Holdings investiert  intensiv  in den chinesischen Wachstumsmarkt. Und sichert so eine strategische Abwehroption auf die in der westlichen Welt bekannten digitalen Überflieger Uber und Airbnb. Gut möglich, dass die nächsten digitalen Reise-Stars asiatische Namen tragen. Vielleicht sind sie sogar in diesem Text hier wähnt.