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Restart: Warum der digitale Impfpass wichtig werden wird

Es ist ein Feuerwerk an guten Ideen in grauen Zeiten. Die Tourismuswirtschaft bereitet sich auf die Vitalisierung vor: mit tatkräftiger Arbeit und starken Konzepten. Nicht nur in Deutschland werden Fakten geschaffen: Der digitale Health Pass ist fast schon da, Impfdaten inklusive. Und verlässliche Rahmenbedingungen für Sicherheit und Hygiene sind in Arbeit. All das muss zusammen passen. Kollaboration bleibt das Gebot der Stunde – über Landesgrenzen hinweg.

Komprimiert

Der Neustart im Tourismus erfordert Koordination und Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Auf internationale Ebene beanspruchen Branchengrößen wie die Iata und der WTTC eine Führungsrolle. Deren Vorgaben muss man nicht blind kopieren. Aber man kann sie besser machen. Ein Learning: Ohne einen digitalen Impfpass wird es im Sommer 2021 kaum internationale Reisen geben.

Die deutsche Tourismuswirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht: Eine geballte Ladung an guten Konzepten für den Neustart des Geschäfts steht zur Diskussion bereit. So hat der DTV ein Ampelsystem skizziert und Maßnahmen für Hygiene, Impfen und Nachverfolgung entwickelt. Der DRV drängt auf die zügige Wiederherstellung des Grundrechts der Reisefreiheit durch eine Optimierung der Impfstrategie.

Mehr noch: In den Öffnungsplänen der Bundesländer, etwa in Niedersachsen, sind die Bedürfnisse des Tourismus nach schnellstmöglicher und schrittweiser Öffnung klar definiert. Häufig tragen sie die Handschrift der Tourismuswirtschaft, etwa des DEHOGA-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern. Und in einer Sache besteht Konsens: Es darf keine Privilegien für Corona-Geimpfte geben. Oder vielleicht doch?

Update, 19. April 2021: Zehn Wochen später nach Veröffentlichung dieses Beitrags die Debatte über digitale Impfpässe auch in Deutschland deutlich an Fahrt aufgenommen. Sowohl ein digitaler Impfnachweis als auch ein Impfpass (vermutlich in dieser Reihenfolge) sind auf EU-Ebene geplant. Mehr noch: Das Bundesland Niedersachsen hat heute erhebliche Reiseerleichterungen (§1, Abs. 6 Nr 1b der Niedersächsischen Quarantäne-Verordnung) für vollständig Geimpfte beschlossen. Für sie gilt nach Rückkehr aus Risikogebieten eine weitgehende Befreiung von der Quarantäne-Pflicht. Ein Vorbild für andere Bundesländer?

Fakt ist: Das Reisegeschäft wird wieder anspringen, irgendwann in 2021. Und darum wird es nicht allein um die stufenweise Wiedereröffnung des touristischen Angebots gehen, sondern um Vertrauen, klare Kommunikation und eine sichere Lenkung der Reisendenströme . Es geht um Kollaboration und Austausch, über Kommunikation und Datenmanagement. Konkret geht es um digitale Impfpässe und maßgeschneiderte digitale Prozesse für die Customer Journey. Man sollte sie kennen.

Einige wichtige Initiativen im Überblick:

Iata: In der globalen Luftfahrt ist der Health Pass schon gesetzt

In der politischen Debatte nicht unumstritten, von der globalen Luftverkehrsbranche aber schon klar definiert ist der Iata-Health-Pass, der privatwirtschaftliche Ableger der digitalen Gesundheitskarte, der smartes Reisen mit minimalem Risiko ermöglichen soll. Nach Planungen des Luftfahrtverbandes Iata ist das Tool der zentrale Kritierium für den Reiseantritt. Nur wenn der Health-Pass es erlaubt, darf es an Bord gehen. Vorausetzungen dafür sind:

  • ein zertifierter Covid-19-Test
  • ein Impfzertifikat

Die Datenlogistik dahinter ist absolut ausgeklügelt (und ganz offenbar auch Datenschutz-konform). Passagiere müssen sich freiwillig aber aufwändig für die in Arbeit befindliche App identifizieren. Die Zertifikate werden nur von zertifizierten Stellen in die App eingestellt, auf Basis öffentlich anerkannter Spezifikationen etwa der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Ergo: Während die Politik noch über Privilegien für Geimpfte redet, ist bei den Airlines der Impfpass bereits gesetzt. Ob Impfung oder frischer Corona-Test ist dabei Nebensache. Spätestens im März soll die App auf den Markt kommen. Etihad und Emirates sind die Pilotpartner. Und es wird nicht bei der Luftfahrt bleiben, denn:

WTTC: Ein globaler Rahmen für den Neustart

Eng verbunden mit der Iata-Initiative ist das Projekt #Safetravel des World Travel & Tourism Council (WTTC). Im Kern ist #Safetravel ein globales Siegel für Sicherheit. Seit Mai vergangenen Jahres arbeitet die WTTC an einem potentiellen unendlichen Projekt. In der Taskforce sitzen neben der Iata der Kreuzfahrtverband Clia, Destinations-Verbände wie die European-Travel-Commission und ihre Partner USTA in Amerika und PATA in Fernost sowie öffentliche Einrichtungen wie die OECD, die UNWTO und das World Economic Forum.

Der kollaborative Ansatz ist bemerkenswert. Die Sicherheits-Protokolle gibt es für alle Segmente des Tourismus. Und sie verstehen sich als living documents, die aktualisiert werden sollen. 220 Destinationen in der Welt richten sich nach diesen Protokollen, ebenso Hotelketten wie Marriott, Hilton und Accor sowie OTA wie Airbnb, Expedia, Tripadvisor und Trip.com.

Ergo: #Safetravel ist eben nicht der global gesetzte Standard für Reisesicherheit. Dafür fehlt es in der komplexen globalen Tourismus-Landschaft an akzeptierten Regeln und Attributen. Aber #Safetravels ist ein Anfang, eine relevante Orientierung für global relevante Mindeststandards.

ReOpenEU: Eine offizielle Reise-Datenbank für Europa

Informationen über Sicherheit und Einschränkungen werden im Sommer 2021 essentiell sein. Es gibt kaum globalen Informationssysteme, die verlässlich und aktuell alle touristisch relevanten Kriterien listen. Aber es gibt eine Basis:

  • ReOpenEU: Die offizielle Datenbank der Europäischen Union hat einen klaren und verlässliches Schema über touristisch relevante Regelungen in den Bundesländern. Die Informationstiefe ist endlich aber eben doch verlässlich. Und die liste der weiterführenden Links ist beachtlich gewachsen.
  • Tourismus-Wegweiser: Zumindest auf Ebene der deutschen Bundesländer pflegt das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes die aktuellen Freiräume für touristische Aktivitäten und untersucht dabei auch 25 touristische Leistungsarten. Die Datenbank (die der Autor dieses Textes mitgestaltet durfte), verfügt auch über Widgets und offene Schnittstellen und wird von immer mehr Datenpartnern genutzt.

Ergo: Gemeinsam mit den Daten von Regierungen, Destinationen, Leistungsträgern und Instituten wie dem RKI gibt es eine grandiose Datenbasis, die sicheres Reisen ermöglichen sollte. Aber: Die Daten sind nicht vernetzt und häufig nicht offen exportierbar. Open Data ist häufig ein Fremdwort.

Fazit: Mit Harmonisierung und Zusammenarbeit zum Erfolg

Die Initiativen von Iata und WTTC geben kaum mehr als einen groben Rahmen für einen sicheren Neustart des Reisegeschäfts. Aber das tun sie recht verlässlich. Denn sie sind weltweit anerkannt und etabliert.

Darauf aufbauend können und müssen regionale und nationale Initiativen entstehen. Die Welt ist zu vielfältig für einen globalen Standard. Dass internationale Reisen (Incoming und Outgoing) ohne einen anerkannten und in die touristischen Prozesse integrierten digitalen Health Pass nur erschwert möglich sein werden, ist eine fundamentale Erkenntnis.

Das enorme Bedürfnis der Reisenden nach Informationen zu Sicherheit ist anerkannt. Die Datenbasis ist da, aber nur in Teilen zu verarbeiten und zu personalisieren. Dennoch braucht der Reisende verlässliche Informationen. In Ermangelung globaler Standards für Attribute und Schnittstellen wird es darum gehen, die Datenflut sinnvoll aufzubereiten.

Effiziente Zusammenarbeit auch über Branchensegmente des Tourismus hinaus ware nie wichtiger als heute. Datensilos gehören aufgebrochen. Neue Prozesse und Partnerschaften etabliert. Die Basis dafür ist bereitet. Jeder darf mitmachen und die Dinge besser machen. Auf einen sicheren Neustart.