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Schnell raus aus dem App-Dilemma

Die offizielle deutsche Corona-App kommt, irgendwann. Die Erkenntnis, dass mobile Applikationen die Sicherheit und Lenkung des öffentlichen Lebens stützen und beflügeln können, ist längst da. Covid-19 treibt die Digitalisierung in Deutschland mit geballter Wucht voran. Der Tourismus sollte diese Chance nutzen. Mit intelligenten mobilen Anwendungen, die Gästen einen hohen Nutzen bringen. Möglichst schnell.

Komprimiert

Personalisierte Kommunikation und eine intelligente Steuerung der Besucherströme sind im Urlaubssommer 2020 der zentrale Schlüssel zum Erfolg. Der gerade entstehende föderale Flickenteppich von Reiseerleichterungen und Öffnungsszenarien schreit nach Transparenz und Orientierung. Der Urlauber wird es bald auch tun. Spätestens nach seiner Ankunft benötigt er detaillierte Informationen zu Verfügbarkeiten und Einschränkungen des touristischen Angebots auf seinem Smartphone. Die Zeit ist reif für für verlässliche Informationssysteme vor und vor allem während der Reise.

Die aktuellen Öffnungsregeln werfen eine Flut von Fragen auf. Wüssten Sie ad hoc Antworten auf Fragen wie diese?

Es kann aktuell kein öffentliches Medium geben, das verlässlich die Dynamik aller touristisch relevanten Verordnungen und Erlässe wiedergibt. Wer selbst Google beherrscht, hat einen Informationsvorsprung. Wer mit diesem Tool auf Kriegsfuß steht, eben nicht.

Touristische Anbieter stehen vor einer besonderen Herausforderung: Spätestens während der Reise benötigen die Gäste verlässliche und aktuelle Informationen zur Verfügbarkeit von Attraktionen und Points of Interest, zu aktuellen Regeln und Erlässen aber auch zur fragilen und dynamischen Sicherheitslage rund um Covid-19. Und vieles mehr.

Es gibt keinen Urlaub ohne Covid-19-Risiko. Aber
Technik kann es mindern.

Intelligente Kommunikation über mobile Endgeräte ist die Lösung hierfür. Sie fördert nicht nur das Urlaubserlebnis, sie ist die zentrale Basis für Besucherlenkung und die effiziente Umsetzung der erforderlichen Sicherheitskonzepte.

Die Corona-App zur Kontaktnachverfolgung ist ein zentraler Baustein für Sicherheit auch auf Reisen. Ihre Konzeption ist leider auch eine Blaupause für die Hemmschuhe bei der Etablierung digitaler Innovationen in Deutschland. Viel zu lange wurde auf falsche Ansätze (primär auf eine zentrale Architektur) gesetzt. Vorgaben von Google und Apple, den dominierenden Anbietern von mobilen Betriebssystemen, wurden dabei ignoriert.

Dabei ist völlig klar, dass ohne die Spezifikationen der eigens für Covid-19 gebildeten Allianz von Google und Apple Contact Tracing kein Erfolg werden kann. Viel zu langsam mehrt sich zudem die Erkenntnis, dass ohne klare Anreize, sprich persönlich erkennbarer Vorteile, die Akzeptanz und damit die stets freiwillige Nutzung solcher Tools kaum flächendeckend erfolgen wird.

Immerhin. langsam werden bei der so wichtigen Kontaktnachverfolgung die Dinge klarer. Es gibt bei Google/Apple offene Spezifikationen, exakt eine Schnittstelle pro Staat und ein relativ hohes Maß an Datenschutz und Anonymisierung. Diese klare Ansage aus dem Silicon Valley ist gut für die in vielen Ländern ins Stocken geratene Entwicklung von Apps. Für den Tourismus ist sie nicht nur positiv:

Es wäre fabelhaft gewesen, wenn freiwilliges Contact Tracing auch auf lokaler Ebene möglich gewesen wäre. Denn es wird viele Menschen geben, die dies im Alltag ablehnen, im Urlaub aber als relevanten Beitrag zur eigenen Sicherheit ansehen. Vermutlich ist Contact Tracing im Urlaub für viele Menschen per se ein klarer und akzeptanzfördernder Vorteil gewesen.

Warum touristische Corona-Applikationen trotzdem Sinn machen

Eine Corona-App einer Urlaubsdestination, eines Reiseveranstalters, eines Ressorts, perspektivisch sogar einer Airline oder eines Kreuzfahrt-Schiffes kann eine echte Win-Win-Situation sein für Gäste und Anbieter sein – auch ohne das nun klar in nationale Hoheit ausgelagerte Contact Tracing. Urlaubsgäste benötigen mehr denn je maßgeschneiderte Informationen, personalisiert auf ihren Reiseverlauf und georeferenziert für ihren aktuellen Standort. Was ist heute vor Ort möglich? Welche Restaurants und Sehenswürdigkeiten haben wann geöffnet? Wie erhalte ich den ersehnten Zugang? Wie sind die Regeln und Restriktionen? Und wie könnte es morgen aussehen?

Für jede dieser Fragen gibt es schon heute Datenbanken, die Antworten liefern. Leider nur sind sie ein digitaler Flickenteppich. Für Öffnungszeiten und Termine sind offene und semantische Datenbanken eine sinnvolle Option und ein möglicher Katalysator für die von DZT in Deutschland angestoßenen Open-Data-Initiative. Zugleich aber sollten mobile Reise-Apps in Corona-Zeiten Zugriff auf Reisepläne und Vakanzen haben. Für die so wichtige personalisierte Ausspielung von relevanten Informationen benötigen sie Schnittstellen in die Vorgangs- und Buchungssysteme von Leistungsträgern und Reiseveranstaltern.

Man mag beklagen, dass die technischen Systemwelten von Destinationen und dem kommerziellen Reisevertrieb  bislang kaum vernetzt und harmonisiert sind. Ein Show-Stopper ist das aber nicht. Wer im sanft aufkeimenden Urlaubsgeschäft des Sommers 2020 seine eigenen Gäste über mobile Informationsdienste sinnvoll informieren, steuern und schützen kann, wird als Gewinner aus Covid-19 hervorgehen.

Mobile Lösungen zur Steuerung des Tourismus sind bereits vorhanden. Sie sollten nun zügig ausgerollt und ausgebaut werden.

Vollständige Transparenz über alle aktuelle Verfügbarkeiten und Restriktionen in Deutschland und dem Rest der Welt kann heute niemand allein leisten. Auf Ebene eines Anbieters oder einer Region hingegen ist das möglich. Ich würde mir wünschen, dass sich nicht allein Google dieser Aufgabe verpflichtet fühlt.

Ich drücke allen Anbietern die Daumen, die jetzt an kreativen Lösungen arbeiten. Mit vereinten Kräften könnten diese Lösungen so rechtzeitig verfügbar sein, dass der Strandbesuch, die Bergwanderung und der Stadtrundgang das bleibt, was er auch im Sommer Urlaub sein soll: purer Urlaub und Erholung, ohne Streß, Stau und Risiken für die Gesundheit.