Vorsichtig und im gebotenen Sicherheitsabstand zu anderen Wirtschaftszweigen nähern sich Teile der Tourismuswirtschaft dem vorsichtigen Neustart. Doch wie gelingt der Reboot-Prozess? Indem wir alte und neue Prozesse sauber kombinieren und unsere Kreativität in die elementaren Themen Sicherheit und Sauberkeit lenken. Die Technologie hilft uns dabei. Nutzen wir sie.
Komprimiert
Die vollständige Erholung der Tourismuswirtschaft kann Jahre dauern. Bis dahin läuft das globale touristische Öko-System im permanenten Krisen-Modus. Die Inhomogenität der Erholungskurven beruht primär auf Sicherheitsanforderungen. Sie müssen müssen in den touristischen Systemen sauber abgebildet werden. Die technische Basis ist vorhanden. Setzen wir sie um.
Die gute Nachricht vorab: Die überwältigende Mehrheit der deutschen Tourismuswirtschaft wird den historischen Corona-Streßtest überleben. Die Widerstandsfähigkeit dieser Branche ist einzigartig, das Level an Staatshilfen ebenso. Und die langfristigen Perspektiven sind gut: Corona kann die Reiselust nur temporär eindämmen. Sie wird langfrsitig stärker sein als jedes Virus. Auch gegen die Anzahl an Hotels und Flugzeugen ist Covid-19 machtlos. Sie werden mehrheitlich verfügbar sein, wenn das Reisegeschäft wieder anspringt. Genau das ist .
Aber: Der Lockdown und die dezent beginnende Lockerung werden dennoch tiefe Einschnitte hinterlassen. Relativ klar ist absehbar, dass die Erholung der Tourismuswirtschaft nicht homogon verläuft. Einige Branchen (nehmen wir exemplarisch den Deutschland-Tourismus) werden vermutlich früher in die Belebungsphase kommen als andere. Während manche Marktteilnehmer (eventuell Ferienhausbesitzer) wieder zeitnah auf Vollauslastung hoffen können, sind andere davon möglicherweise viele Jahre entfernt. Und zwar vermutlich die, die langfristig keinen Infektionsschutz gewährleisten können. Genau darum geht es.
Im Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes untersuchen wir filigran die potenziellen Erholungskurven der Tourismuswirtschaft. Auch in unseren Recovery-Checks kann es keinen klaren Zeitplan für die Erholung geben, aber dynamische Szenarien, die wir noch in dieser Woche aktualisieren werden. Und wir tauchen ein in unterschiedliche Sektoren des Tourismus. Meine persönliche Erwartung: Für einige Marktteilnehmer wird die Erholungsphase noch einmal länger dauern als erstmalig am 9. April skizziert:
Die Inhomogenität der Erholungskurven beruht primär auf Sicherheitsfaktoren
Klar scheint: Die globale Tourismuswirtschaft wird sich nicht homogen erholen. Bis zur Ausrottung der Covid-19-Pandemie bestimmen primär Virologen und Politiker über die Erholung des Reiseverkehrs. Bis dahin gilt es fit bleiben für den unbekannten Tag X, an dem die Eröffnung des eigenen Betriebs wieder erlaubt ist. Niemand weiß, wann es soweit ist. Vielleicht ist es die wertvollste Zeit des Berufslebens. Nutzen wir diese Periode. Drei Tipps:
Macht das, wonach sich die Urlauber sehnen: mit Sicherheit!
Die Reiselust wird wiederkehren, das Fernweh nie verschwinden. Aber was macht Corona mit unseren Kunden? Was ist insbesondere im Massentourismus wichtig, so lange die Menschheit nicht imun gegen Covid-19 gworden ist? Bis auf weiteres wird es ganz primär um Sicherheit und Hygiene gehen, sowohl behördlich verordnet als auch von den Kunden nachgefagt. Diese Anforderungen sind bestmöglich zu erfüllen: am Counter, im Flugzeug und auch in der Aprés-Ski-Bar im Winter 2020/21. Schaffen wir exakt die Erlebnisse, die aktuell gewünscht und erforderlich sind. Oder mit anderen Worten: Machen wir genau das, was gute Bauchtouristiker schon immer gemacht haben. Nur eben unter völlig neuen Voraussetzungen.
Kontaktlos und steril werden sexy: Nutzen wir endlich die Vielfalt der Travel Technology
Mit just diesem PR-Foto (bis vor Kurzem noch ein absolutes No Go in der Kommunikation) wirbt der Hotelkonzern Marriott heute für seine globale Cleanlineness-Initiative:
Die hier gezeigten elektrostatischen Desinfektionssprayer sind der plakative Teil der neuen Sauberkeitsoffensive von Marriott. Die Geräte sind nicht hübsch, aber angeblich effizient im Kampf gegen Viren. Viele Hotelkonzerne investieren zurzeit massiv in zertifizierte Sicherheit sowie in kontaktlose Aufenthalte. Dazu gehören auch altbewährte Technologien wie der automatische Check-In, Zimmerschlüssel via Smartphones und Bluetooth- oder NFC-Technologie und natürlich das kontaktlose Bezahlen und Ticketing.
Solche Lösungen gibt es übrigens nicht nur für Hotellerie und Airlines. Wer sich noch nicht damit beschäftigt hat, sollte jetzt anfangen in smarte und zunehmend mobile Travel Technology zu investieren. Je früher, desto besser. Dazu gehört auch die gewissenhafte Messung von Besucherströmen.
Contact Tracing: Auch die Nachverfolgung ist Travel Technology
Die Digitalisierung der Tourismuswirtschaft ist in den vergangenen Wochen explosionsartig vorangeschritten. Virtuelle Kommunikation ist schlagartig hoffähig geworden. Und die freiwillige Kontaktnachverfolgung über mobile Endgeräte gilt als Hoffnungsträger für den Neustart des Reisegeschäfts.
Es ist bedenklich, dass die Entwicklung einer offiziellen deutschen Tracing-Apps stockt und dass das hier führende nationalePEPP-PT-Konsortium in der Entwicklung angeblich weder die bestehenden iOS-Standards für iPhones noch die angekündigte Zusammenarbeit von Apple und Google in diesem Thema berücksichtigt hat. Aber just das mag auch eine Chance für den Tourismus sein.
Meine These: Contact Tracing wird vorerst ein agiler Flickenteppich bleiben. Nichts spricht dagegen, entsprechende Applikationen etwa auf Ebene einer Destination oder eines Urlaubsressorts selbst zu entwickeln. Eben weil im Urlaub 2020 Infektionsschutz und Rückverfolgung besonders wichtig sind, darf über eine Verknüpfung touristischer Stammdaten mit Funktionen der Nachverfolgung nachzudenken. Die DSGVO ist kein Show-Stopper, wenn Gäste aktiv mitmachen. Das wiederum erfordert jedoch skalierbare Midoffice-Systeme und den Willen zur Personalisierung des Angebots. Die hier vorhandenen Defizite in der deutschen Tourismuswirtschaft gilt es zu eleminieren.
Fazit: Die deutsche Tourismuswirtschaft mag sich aktuell noch im Lockdown befinden. Wer dort raus will, sollte in Technologie investieren, die Sicherheit und Hygiene massiv erhöht. Die Rezepte dafür liegen größtenteils in Schubladen. Setzen wir sie endlich um.