Google macht nun auch Pauschalreisen vergleichbar. Erste kleine Beta-Tests sind (noch) nicht der Rede wert. Doch das wird sich ändern. Beeindruckend ist, was Google heute schon kann. Die aktuell wichtigsten Travel-Applikationen von Google zeigen eindrucksvoll, was bereits heute möglich wäre – wenn Google es so will.
Komprimiert
Mit den immer weiter optimierten Dauerbrennern Google Maps und Google Flights, den persönlichen Assistenzfunktionen von Google Home und Google Assistant, dem intelligenten Reiseplaner Google Trips sowie dem eng in die Universalsuche integrierten Tool Google Destinations setzt Google schon heute Maßstäbe. Das in Arbeit befindliche Packagetool ließe sich wohl in all diese Applikationen integrieren. Es liegt allein an Google, ob, wann und in welcher Intensität dies geschieht.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Google neben Flügen und Hotels auch Pauschalreisen sowie mutmaßlich künftig auch Ausflüge vergleichbar macht. Über den Zeitplan und die Details hat Google bislang keine Angaben gemacht. Wieso auch? Google optimiert seine digitalen Reiseangebote ohnehin ständig. Statt einer Spekulation über künftige Dienste hier eine Analyse der wichtigsten Travel-Tools im April 2017.
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Google Flights: Immer mehr Angebote, immer mehr Service
Google Flights ist der Dinosaurier unter Googles digitalen Reiseplanern. Viele Jahre hinkte das Tool gerade in Europa sowohl in der Funktionalität als auch vom Content den großen Metasearchern hinterher. Gerade weil Google und seine Traveltech-Tochter ITA-Software bevorzugt Airlines und nicht etwa Online-Reisebüros direkt anbindeten, fehlte es anfangs an wichtigem Content: Billigflieger, Veranstalter-Tarife, Nego-Fares und die in Europa so wichtigen Ferienflieger fehlten. Doch der Direct Connect an die Airlines wandelt sich zunehmend zum Vorteil.
Google hat im Flugbereich enorm aufgeholt. Das buchbare Angebot wird immer breiter. Neben Airlines bindet Google selektiv auch Online-Reisebüros ein. Und die Suchlogik wird immer komfortabler. So informiert Google Flights nebenbei auch über den WLAN-Empfang während des Fluges und den Sitzabstand und bietet umfangreiche Hilfe zum Finden des optimalen Preises zu alternativen Terminen oder über einen Preisalarm.
Und wie so häufig bei Google ist Google Flights keine Stand-Alone-Lösung sondern kommt über viele andere Services integriert daher, wie zum Beispiel in…
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Google Maps: Der universelle Alleskönner
Google Maps ist vermutlich die aktuell wichtigste mobile Anwendung von Google. Die digitale Landkarte kann so ziemlich alles. Sie ist gespickt mit Informationen etwa aus Google Local und Google Earth, vor allem aber mit einem intermodalen Reiseplaner, in dem Google Flights nur ein Baustein ist. Hier und in der universellen Suche ist inzwischen auch der ehemalige Google Hotelfinder integriert, den Google im Herbst 2015 offiziell eingestellt hat. Sanfter Jubel aus Teilen der Hotellerie erwies damals sich als verfrüht. Nun bringt Google seine Hotelsuche auf deutlich direkterem Weg als zuvor an seine User. Diese Option dürfte auch für das noch namenlose Pauschalreise-Tool möglich sein. Als mögliche Zielorte kommen nicht nur Google Maps und Google Universal Search in Frage sondern auch…
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Google Home / Assistant: Die intelligente Zukunft auch der Reisesuche
Artificial Intelligence und Chat-Bots sind die Trend-Themen des Jahres. Google vereint sie in seiner für Android-Mobiltelefone bereitstehende Anwendung Google Assistant und in dem Sprachassistenten Google Home, der zeitnah auch in Europa verfügbar sein wird. Ähnlich wie Amazon Alexa wird es sprachgesteuerte Apps auch für Drittanbieter geben. Zu den Vorreitern gehört bereits Uber. Viele weitere werden folgen.
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Google Trips: Besser als die Tourist-Info?
Google Trips ist eng vernetzt mit vielen weiteren Google-Diensten. So konfiguriert Google selbständig Reisepläne, wenn die Buchungsbestätigungen denn in einer Mailbox von Google auflaufen. Was Google daraus macht, ist bemerkenswert. Google Trips gibt personalisierte Empfehlungen für den Aufenthalt in einer Destinationen. Dabei setzt Google zunehmend auf künstliche Intelligenz.
Ein Beispiel: Unter „Day Plans“ gibt Google Ausflugsempfehlungen für die Destination. Diese Tourenvorschläge sind abgestimmt auf die Reisezeit, auf die Präferenzen des Nutzers und auf die Beliebtheit anderer Google-User.
Die fein selektierten „Day Plans“ kommen in ersten Tests tatsächlich maßgeschneidert daher. Sie sind dazu angetan, den Gang in die lokale Touristen-Information oder gar den Kauf eines Reiseführers überflüssig zu machen. Es wäre kein Hexenwerk, wenn Google die hier gelisteten Attraktionen in Zukunft auch buchbar macht. Google hätte dann im wohl wichtigsten Teil der Customer Journey, nämlich während der Reise, einen weiteren Zugriffspunkt auf die User.
Platz 1
Google Destinations: Alles, was das Zielgebiet hergibt
Ausflüge und Attraktionen sind nicht nur in der Mobile App Google Trips gelistet sondern auch in Google Destinations. Es wäre untertrieben, Google Destinations als intelligenten Reiseführer zu beschreiben. Tatsächlich bündelt Google nicht nur eine Vielzahl relevanter lokaler Informationen. Google Destinations macht sie auch buchbar. Hotels und Flüge sind heute bereits verfügbar.
Google Destinations ist auch jener Ort, in der zurzeit in Einzelfällen der Pauschalreise-Vergleich von Google sichtbar wird. In meinem Test waren die gelisteten Angebote jedoch nicht buchbar sondern führten über broken links auf leere Web-Seiten. Derartige Peinlichkeiten wird sich Google gewiss bald abgewöhnen.
Noch ist „Google Package“ ein kleiner Testballon. Es ist anzunehmen, dass hinter dem Angebot aktuell ein eher fein selektiertes Portfolio an Veranstaltern steht, die unter anderem über Player-Hub-Technik von Googles bevorzugtem Technologie-Partner Peakwork angebunden sind. Die Peakwork-Player liefern bereits Hotel- und Flug-Content an Google und verstehen die deutsche Pauschalreise-Logik. Es wird spannend zu sehen sein, welche alternativen Package-Anbindungen sich bei Google etablieren.
Google Destinations ist das zurzeit kreativste Travel-Tool von Google. Es bündelt eine Vielzahl von Datenquellen, selektiert Angebote und Informationen und ist eng in die universelle Suche von Google integriert. Die Präsenz von Google Destinations in den Ergebnislisten von Google ist von zentraler Bedeutung für Googles künftige Travel-Strategie.
Google hat stets vehement und glaubhaft bestritten, selbst zum Reisebüro zu werden. Dies würde das gut etablierte Anzeigengeschäft Google Adwords kannibalisieren. Und tatsächlich ist das Geschäftsmodell eher zweitrangig im Vergleich zum Innovationsgrad der Travel-Angebote des IT-Riesen.
Wer via Google aktuell etwa nach „Urlaub Mallorca“ sucht, findet Google Destinations in der Desktop-Variante lediglich als kompakten Info-Kasten, der jedoch nach weiteren Mausklicks extremen inhaltlichen Tiefgang bietet. Es liegt an Google, diesen Vorteil in Zukunft prominenter sichtbar zu machen. Oder auch nicht. Bleiben wir wachsam.