Zum Inhalt springen
Connecting the Travel Industries » ITB Berlin: Was wirklich heiß wird

ITB Berlin: Was wirklich heiß wird

Was werden die heißen Themen der ITB 2017? Und wie mache ich bei Bedarf selbst Schlagzeilen? Es hängt von Ihnen ab. Und zwar jeweils. So laufen die Nachrichtenströme auf der weltgrößten Reisemesse. Der (inoffizielle) PR-Guide der ITB.

Update 4. März: Doch noch kein medialer Wendepunkt bei Uber.

Komprimiert

Die ITB ist ein großer und großartiger Marktplatz: zu groß um alle zu erreichen, zu großartig, um allein mit solidem Handwerk glänzen zu können. Geredet wird bevorzugt über Dinge, die sich nicht auf dem Messegelände wiederfinden.

Sind Sie kommende Woche auf der ITB in Berlin? Dann sehen wir uns. Vielleicht. Oder auch nicht. Lesen werden wir dann wohl nicht voneinander. Denn Sie haben anderes zu tun als Blogs zu lesen. Bei meiner frisch gegründeten Beratung Rogl.de gehen gerade zahlreiche Anfragen ein, wie Kunden ihre Nachricht auf der ITB optimal platzieren können. Die Standard-Antwort (und Ausnahmen bestätigen die Regel): Lassen Sie es einfach. Es gibt bessere Zeitpunkte für Sie.

Wieso das? Um auf der ITB sicher zu glänzen, bedarf es sowohl einer stabilen Langfristplanung als auch einer einzigartigen Geschichte. Wer nur eines von beiden hat, kann Glück haben oder eben durch das Raster fallen. In Zahlen: 120.000 Fachbesucher prallen auf rund 10.000 Aussteller, mehr als 200 Kongress-Veranstaltungen und einigen hundert Pressekonferenzen. So vielfältig die Aussteller, so vielfältig ist der Wissensdurst der Medienvertreter und Blogger. Doch die Aufnahmefähigkeit der Redaktionen ist ebenso beschränkt wie jene ihrer Leser.

Wenn Sie dennoch auf der ITB eine Nachricht platzieren wollen, sollten Sie sich ein paar ganz einfache Fragen beantworten:

Wann ist der beste Zeitpunkt?

Beantworten wir lieber die Gegenfrage: Wann sollten Sie möglichst Ruhe bewahren? Wie in jedem Jahr ist die Dichte der Pressekonferenzen am ersten Messetag besonders groß. Besonders heiß wird es am Mittwoch gegen 11 Uhr, der gemeinhin optimalen Zeit für Tageszeitungsredakteure. Aber gilt das auch hier? Gewiss, eine Pressekonferenz zu dieser wohl selektierten Zeit setzt optimalerweise eine Botschaft für die gesamte Messezeit und bringt Kunden und Gäste an die Stände. Oder auch nicht.

Just am Mittwoch um 11 Uhr berichten etwa die Branchenverbände DRV und VIR in parallelen Pressekonferenzen über digitale Trends, was bemerkenswert ist. Die Gunst der Berichterstatter teilen sich die Verbände etwa mit der Lufthansa-Tochter Eurowings, den Balearen, zahlreichen weiteren Destinationen und der Eröffnung der ITB Future Days.
Bitte beachten: Nur einer macht das Rennen um die Titelgeschichte. Wenn überhaupt.

Fake-News und Storytelling: Was geht viral?

Storytelling und Influencer Marketing sind aktuell die großen Themen der Kommunikation. Das kann auch auf der ITB funktionieren, wenn die fein selektieren Influencer nicht gerade in einer der zahlreichen Pressekonferenzen festsitzen (also bevorzugt ab Tag zwei). Wichtig zu beachten ist ein altes ITB-Phänomen. Geredet wird bevorzugt über jene, die nicht auf der ITB ausstellen. Google und Airbnb (siehe unten) mögen hübsche Beispiele sein. Diese Woche wäre es vermutlich Uber gewesen:

Das Video des zornigen Uber-CEO, der seinen eigenen Fahrer maßregelt, ist inzwischen mehr als drei Millionen mal geklickt. Die absolut ungeschminkte Entschuldigung von Kalanick ist heute ein Top-Thema in angelsächischen Medien. „I need leadership help“, schreibt Kalanick nun. Eine Bankrott-Erklärung für einen CEO, sagen die einen. Ein Zeichen echter Größe und potenziell der Wendepunkt für ein konsequent in die mediale Krise gerutschtes Unternehmen, sage ich. Allemal ein hübsches Thema für einen Plausch auf der ITB, oder?
Update 4. 3. 2017, 13.22 Uhr: Nach der zögerlichen Positionierung gegen Donald Trump, den Vorwürfen von sexuellen Übergriffen und dem Video-Gate von CEO Kalanick heute nun der nächste Uber-Skandal: Behörden sollen per Software manipuliert worden sein. Ich revidiere: Das Eingeständnis Kalanicks war noch nicht der mediale Wendepunkt. im Gegenteil: Dieses Unternehmen ist nun global unter strengster medialer Beobachtung und sollte sich grundlegend neu positionieren.

Die ITB ist übrigens auch eine gern und durchaus professionell genutzte Gerüchteküche. Wer könnte wen übernehmen? Wer passt in welche Führungsposition? Schon als das Wort Fake-News noch gar nicht erfunden war, erfanden Storyteller (die damals noch nicht so hießen) in bisweilen bierseliger Laune unglaublich schöne Geschichten.
Bitte beachten: Die Fake-News-Quote steigt mit der Uhrzeit und erreicht bei den Abend-Parties ihren Höhepunkt. Und Gerüchte sind das Salz in der Party-Suppe.

Google? Airbnb? Was sind die wirklich heißen Themen?

Siehe oben. Häufig ist die ITB zu fragmentiert für ein globales Trendthema. Und wenn, dann kommen diese von Absendern, die nicht oder nur am Rande in den Hallen präsent sind. In den jüngeren Jahren war es immer wieder Google, das im Umfeld der ITB reiserelevante Features und Buchungsfunktionen ankündigte oder freischaltete. Gleich drei Tools aus Mountain View sind heiße Kandidaten für Trendthemen: Bekannt ist, dass das Netzwerk an Local Guides erweitert werden soll. Das bringt mehr Unique Content für Maps & Co. Klar ist auch, dass der Sprach-Bot Google Assistant auf Android-Smartphones kommt und (ähnlich wie Amazons Alexa und wohl auch Apples Siri) Reisen buchbar macht. Aber wie und mit wem? Und dann ist da noch der Smartphone-Reiseplaner Google Trips, zu dem Google auf dem Branchenevent Phocuswright India gestern folgendes verlauten ließ:

httpss://twitter.com/Phocuswright/status/836875321471291392

Und damit wären wir schon bei einem anderen großen Player aus Amerika, der im Touristikjahr 2017 die Schlagzeilen beherrscht. Auch Airbnb macht gerade Activities buchbar. Mein Blog zu diesem Thema hat enorme Resonanz hervorgerufen. Sollte es wirklich ein heißestes Thema auf der ITB 2017 geben, dann ist es vielleicht dieses: Wer bekommt den Lead in diesem relativ unerschlossenen Marktsegment Touren und Aktivitäten? Spannend ist, dass IT-Riesen, Start-Ups, etablierte Veranstalter und Destinationen im gleichen Teich fischen. Einmal im Jahr treffen sie sich: auf der ITB.

Ihnen allen eine erfolgreiche ITB. Vielleicht sehen wir uns. Und…
Bitte beachten: Meistens kommt es auf der ITB doch ganz anders, als es geplant wurde. Und das ist genau der Reiz.