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fvw Kongress: Vier große Themen zum Mitreden

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Noch fünf Tage bis zum großen Familientreffen der deutschen Reiseindustrie. Die Kollegen von der fvw sind mit starken Redner zurück im alten kölschen Revier. Beides freut mich. Vier Themen, bei denen Sie mitreden oder die Sie alternativ selbst setzen können, wenn es tatsächlich sonst niemand tut: Blockchain, die künftige Rolle der Veranstalter und von Google Packages und der Direct Connect der Airlines.

Komprimiert

Vier große Fragen, vier kompakte Antworten:
Werden die Veranstalter immer austauschbarer? Thomas Cook geht mit seiner strategischen Expedia-Partnerschaft ein Risiko ein und muss klar abgrenzen.
Ist Blockchain mehr als ein Hype? Unbedingt, eben weil die Technologie alle  strategischen Facetten möglich macht.
Ist Direct Connect im Airline-Vertrieb noch aufzuhalten? Es ist längst da. Und bald wird es mit Blockchain funktionieren.
Und was gibt es Neues bei Google? Der Package Travel Metasearch ist nun da. Still und leise und ziemlich gut.

Quo Vadis, Thomas Cook?

TUI-CEO Friedrich Joussen und DER-Touristik-Chef Sören Hartmann sind in Köln auf der Bühne. Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser hat bereits heute die große Nachricht versendet. Der Veranstalter kooperiert im Hoteleinkauf künftig eng im Hoteleinkauf. 200 Jobs sollen auf der Streichliste steht, eben weil Expedia Global Partnernetwork  für weite Teile des Bettenangebots sorgt.

Wie weit die Liebe tatsächlich geht, steht in Fankhausers Nachricht leider nicht so genau. Um Städte- und Inlandsreisen soll es vorrangig gehen. Das war nie die Domäne von Thomas Cook. Dass sich der Konzern jedoch nach eigenen Angaben „auf eigene Hotelmarken und ein eng verwaltetes Portfolio an aus ausgesuchten Partnerhotels“ konzentrieren will, lässt für das touristische Geschäft aufhorchen. Wird Thomas Cook damit austauschbarer als bislang. Was tun, damit diese fatale Wirkung nicht eintritt? Für Expedia ist das eine großartige Nachricht. Immer mehr Veranstalter, dynamisch wie klassisch, bekennen sich zur Hotelpartnerschaft mit dem Herausforderer. Thomas Cook ist nun eine besonders hell strahlende Referenz für die Amerikaner.

Veranstalter-Digital-Chefs Föste (FTI), de Vries (DER), Wählert (FTI), Ryan (Thomas Cook) und Lambeck, Alltours, von links) auf dem fvw-Kongfress 2013. Niemand ist mehr im alten Amt. Foto: privat

Blockchain ist künftig touristisches Grundwissen

By the way TUI-CEO Friedrich Joussen: Der hat im Frühjahr einen ganz schönen Hype gemacht mit seiner Ankündigung, konsequent in Blockchain-Technologien zu investieren. Das Thema ist genauer gesagt deutlich mehr als ein Hype, allerdings eben auch keine fest definierte Technik. Und das ist genaue der Punkt. Die kryptographische Datenbanktechnologie muss man nicht zwingend in allen Facetten verstehen, die Basics sind künftig aber nach Möglichkeit bitte touristisches Grundwissen. Denn sie werden uns alle erreichen.

Wieso? Von den technischen Finessen einmal abgesehen geht es bei Blockchain um jene Frage, die schon immer die Travel Technology angetrieben hat: Wer hat die Hoheit über die Daten? Erstens einmal jener, der sie eingestellt hat (z. B. der Kunde). Und das deutlich mehr als vorher. Das ist der große Segen von Blockchain. Wer aber noch? Die Zugriffsrechte sind damit verknüpft, wer die Hoheit über den kryptischen Code hat. Die bekannte Bitcoin-Währung ist etwa ein offene Blockchain-Technologie. Aber es gibt auch private und gesicherte Netzwerke. So etwas mögen gemeinhin große Anbieter, die Sorge um die Hoheit ihrer Daten haben.

Meine These: Der ohnehin unendliche Kampf der Touristik um die Datenhoheit wird durch Blockchain eher beschleunigt denn befriedet und um die Frage der Offenheit der Blockchain-Netze erweitert. Jetzt schon vorhandene kommerzielle Anbieter offener touristischer Vertriebssysteme auf Blockchain-Technologie (zum Beispiel Blockskye oder Winding Tree) könnten in den Wettbewerb mit etablierten Anbietern treten. Ihr großer Vorteil: Sie sind schon am Start. Und ihre Basistechnologie Ethereum ebenfalls (unbedingter Lesetipp für technisch interessierte Leser)

Direct Connect und NDC passen perfekt zu Blockchain

Leider offenbar kein Thema in Köln, aber spannend zu wissen. Die kryptischen Datenbanken passen perfekt zur Blockchain-Technologie. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch der neue Airline-Vertriebsstandard NDC mit Blockchain in Verbindung kommen wird, inklusive der hier essentiellen Frage, ob es sich hier um offene oder geschlossene Netzwerke handelt.

Im Airline-Vertrieb wird die im November von der IAG Group (BA, Iberia) eingeführte Distritution Technology Charge zu massiven Änderungen führen. IAG setzt, anders als bislang Lufthansa, ganz klar auf NDC und hat offenbar erste Vertriebspartner auf ihrer Seite. Das dürfte auch der sinngleichen Distribution Cost Charge der Lufthansa Rückenwind geben.

Dass die EU-Kommission ein kritisches Auge auf diesen GDS-Aufschlag nimmt (übrigens bereits seit Mitte 2015 und nicht wie von einigen Medien angedeutet ganz aktuell), steht auf einem anderen Blatt und bleibt vorerst ohne Ergebnis. Ich stelle mit Bedauern fest, dass dieses essentielle Thema wohl auch aufgrund seiner Komplexität nur noch von geringen Teilen der Branche erfasst wird. Das mag auch für meine etwas tiefer greifende Analyse dieses Thema für Phocuswright gelten, die exklusiv den Abonnenten von Phocuswright zur Verfügung steht.

Leider nur für Abonnenten: Fundiertes Wissen von Phocuswright über Direct Connect und NDC in Europa.

Google Packages wird das nächste große Ding

Kommen wir zu einem Thema, das künftig für alle sichtbar sein wird. Der im Frühjahr angekündigte Package Travel Metasearch wird nun zumindest im Mobile Web tatsächlich sichtbar. Und er funktioniert erstaunlich gut, eben weil er individuelle Warenkorb-Angebote und klassische Pauschalreisen miteinander vergleicht. Es mag Fluch und Segen sein, dass aufgrund der technischen Restriktionen eben längst nicht alle Veranstalter in dem Google-Tool präsent sind. Die spannende Frage ist aufgrund der ohnehin schon riesigen Auswahl tatsächlich, ob dies überhaupt notwendig ist. Die Antwort erscheint mir offen. Eine  ausführlichere Analyse gibt es gratis bei Phocuswright.

Google Package Travel Metasearch im Einsatz: Manchmal ist der Warenkorb-Preis günstiger als die Pauschalreise. Manchmal nicht. Google legt es schonungslos offen.

Ich wünsche erkenntnisreiche Tage in Köln und freue mich auf die Diskussionen.